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Attentat auf koptische Christen

Weltkarte Ägypten

In der Silvesternacht explodierte vor einer koptischen Kirche in Alexandria ein Fahrzeug und riss nach bisherigen Angaben 21 Menschen in den Tod, 80 Personen wurden verletzt. (Quellen: Tagesanzeiger, Copts United).
Die Kopten gehören zu den orientalischen Christen und machen etwa 10 bis 20 Prozent (Quelle) der Bevölkerung Ägyptens aus, je nach Region sind es sogar mehr. In den letzten Jahren ist es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Kopten gekommen, bei denen leider auch Tote zu beklagen waren. Meist auf Seiten der Kopten.
Die Kopten sehen sich selber als die Nachfahren der antiken Ägypter und gehören zu den ältesten christlichen Gemeinden im Nahen Osten. 641 wurden die byzantinische Armee von den Muslimen besiegt und Ägypten wurde Teil des aufstrebenden islamischen Reiches. In der Folge konvertierten viele Christen zum Islam und so lebten fortan Christen und Muslime als Nachbarn im gleichen Land. Spannungen gab es immer wieder, aber wenn man die religiösen Spannungen weltweit vergleicht, so ist es meiner Ansicht legitim, zu sagen, dass es sicher weniger Konflikte gab, als zwischen Katholiken und Reformierten in Europa. Vielfach herrscht die Meinung die Christen seien aus allen islamischen Ländern vertrieben worden. Das Beispiel Ägypten zeigt aber gerade, dass dem nicht so ist. Trotzdem ist es heute so, dass die Kopten grossem Druck ausgesetzt sind. Und wie das jüngste Beispiel zeigt auch Gewalt in Form von Anschlägen.

Die Kopten als Sündenböcke

Vordergründig hat der Anschlag eine rein religiöse Komponente, eine religiöse Gruppe (die Muslime) bekämpfen eine andere, die Kopten. Das ist die Oberfläche. Es muss bedacht werden, dass Ägypten ein armes Land ist und viele Menschen in für europäische Umstände erbärmlichen Verhältnissen leben. Das führt zu einer Abwanderung der Landbevölkerung in die  Städte, wo die Menschen zusätzlich sozial entwurzelt werden. Gleichzeitig ist die Alterspyramide so verteilt, dass es im Verhältnis viel mehr Junge hat, als alte Menschen. Diese Jungen haben, auch mit guter Ausbildung, kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Wie wenn dies nicht genug wäre, geht die jetzige Regierung nicht zimperlich mit der eigenen Bevölkerung um. All dies führt zu einem gefährlichen sozialen Cocktail, der schnell zum Explodieren kommt. Leider greifen die Menschen in solchen Situationen schnell zu einfachen Lösungen und was ist einfacher, als sich einen schwachen Sündenbock zu suchen? Erinnern wir uns, wie das damals mit den Juden in Deutschland war? Das entschuldigt in keiner Art und Weise einen Anschlag, jede Art von Terror ist auf das Äusserste zu verurteilen. Wer aber an echten Lösungen interessiert ist, der muss die Symptome von den Ursachen unterscheiden können.

Über David X. Meier

David X. Meier hat einen Master-Abschluss in Sozialanthropologie an der Universität Zürich. Einer seiner besonderem Interesse sind ethnopolitische Ereignisse und Spannungsfelder und die Hoffnung, dass das Bewusstsein um ethnische Fragen dazu beitragen wird, Frieden und Verständigung zu schaffen.

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