Gemäss der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) erreicht die Bevölkerung der Erde bald 7 Milliarden Menschen. So berichtet der Tagesanzeiger. Den schnellsten Zuwachs verzeichnen die Entwicklungsländer Afrikas. So prognostiziert die DSW für Afrika alleine eine Verdoppelung seiner Bevölkerung bis 2050.
Als Hauptursache für das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern sieht die DSW die mangelnde Familienplanung. DSW-Geschäftsführerin Rita Bähr meint:«Wenn wir Armut und Hunger verringern wollen, müssen Familienplanung, Aufklärung und Gesundheitsfürsorge für Frauen stärker gefördert werden».
Die Kehrseite
Man muss die Vorschläge und die Analyse der DSW sehr ernst nehmen und es ist erfreulich darüber informiert zu werden. Wie so oft, ist die Realität aber sehr komplex. Deshalb möchte ich folgendes zu bedenken geben: Die Bevölkerung wächst in den Entwicklungsländern so stark an, weil die Gesundheitsversorgung sich massiv verbessert hat. Es ist bekannt, dass auch in traditionellen Gesellschaften seit altersher Familienplanung betrieben wurde und sich die meisten Menschen bewusst sind, wie man Kinder macht, resp. wie man verhütet, auch in Entwicklungsländern. Natürlich gibt es Potential und man kann versuchen, bei der Familienplanung anzusetzen.
Der springende Punkt und auch das ist kein Novum, ist der, dass Kinder in armen Ländern einen ökonomischen Wert darstellen. Das tönt hart, ist aber auch bei Europäern nicht unbekannt. Nach dem 2. Welkrieg betrieb z.B. Frankreich eine extreme Familienpolitik, die sehr hohe finanzielle Anreize pro Kind vorsah. Das hiess dann, dass man mit 5 Kindern nicht mehr arbeiten musste (vemutlich ein bisschen übertrieben, aber so habe ich das mal gelesen).
Dazu kommt, dass viele Kinder in verschiedenen Gesellschaften einen hohen sozialen Stellenwert geniessen. Hier kann man mit Informationen versuchen, Gegensteuer zu geben. Leider können sich die reichen Familien viele Kinder problemlos leisten. Solange die Oberschicht viele Kinder als positiv bewertet, werden auch die ärmeren Bevölkerungsschichten danach streben, viele Kinder zu haben. Da wird eine bessere Information nicht viel ändern.
Solange Kinder eine ökonomische Ressource darstellen, wird jede Familienplanung bestenfalls mässige Erfolge erzielen. Nur eine ökonomische Entwicklung mit nachhaltigem Wohlstand gepaart mit einem sozialen Wandel wird zu einem Bevölkerungsrückgang führen. Der soziale Wandel wird meines Erachtens aber erst als Folge einer wirtschaftlichen Entwicklung eingeleitet werden.
Dies gilt um somehr dort, wo auch religiöse Motive eine Rolle spielen, erst die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Wohlstand führt zu säkularen Gesellschaften, wo religiöse Dogmen kritisch hinterfragt und überwunden werden können.