Die Rohingya
Aus Myanmar (Birma) hört man in letzter Zeit immer erfreulichere Nachrichten, seit sich das Land langsam von der Militärdiktatur hin zu einer Zivilgesellschaft entwickelt. Mit Aung San Suu Kyi steht eine Friedensnobelpreisträgerin im Fokus für den gerechten Kampf für die Freiheit der Birmaninnen und Birmanen. Fast unbemerkt spielt sich im äussersten Westen des Landes im Bundesstaat Rakhine (früher Arakan) aber eine Tragödie ab, die Hierzulande kaum wahrgenommen wird.
Es handelt sich um das muslimische Volk der Rohingya, das von den national orientierten buddhistischen Kräften als fremdes Element abgestempelt wird. Dies geht soweit, als das den Rohingya 1982 durch ein umstrittenes Gesetz die Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Damit werden die seit Menschengedenken in dieser Region sesshaften Rohingya zu Ausländern im eigenen Land. Dies dient fortan als Grund für wiederkehrende Progrome gegen das Volk der Rohingya. Bei diesen werden Dörfer geschliffen, Menschen umgebracht und Hundertausende in die Flucht getrieben. In Myanmar leben an die 8 Millionen Muslime, was ca. 15% der Bevölkerung entspricht. Die Regierung verschleiert diese Zahlen und nennt die Muslime mit 4% grundsätzlich eine fremdes Element im buddhistischen Birma. Die Rohingya sind aber ein altes Volk, welches schon rein geografisch separiert vom Resten Myanmars siedelte.
Situation des Bundesstaates Rakhine (Arakan)
Die geschätzten Bevölkerungszahlen für den gesamten Bundesstaat Rakhine (Arakan) liegen bei ca. 3,8 Millionen Menschen. Seit der Unabhängikeit Myanmars (Birma) von Grossbritannien sind etwa 1.5 Millionen Rohingya vertrieben worden und leben heute in verschiedenen Ländern der Erde. Dies führte dazu, dass die Rohingya nur noch knapp die Hälfte der Bevölkerung in Arakan stellen. Die andere grosse Bevölkerungsgruppe der Rakhine stellen heute bereits etwas 50% der Bevölkerung und mit weiteren Vertreibungen der Rohingya wird sich dieser Trend wohl so weiter entwickeln, sodass die Rohingya noch mehr an Einfluss verlieren werden.
Ausgrenzung und Geschichtsfälschung
Als Volk sind die Rohingya verwandt mit der Bevölkerung Indiens und auch geografisch ist ihr Land als Fortsetzung Südasiens anzusehen, welches im Osten durch die gleiche Gebirgskette vom Rest Myanmars getrennt, welche auch Indien von Birma trennt. Nach offizieller birmanischer Leseart sind die Rohingya deshalb Einwanderer aus Bangladesh und gehören somit auch wieder dorthin zurück. Einen Eindruck gibt das folgende Bild von Demonstranten vor dem BBC Gebäude in Rangoon:
Die Demonstranten verweisen darauf, dass die Rohingya keine birmanische Ethnie darstellen. Unausgesprochen steht dahinter der Gedanke, dass diese also in Myanmar keine Rechte haben. Der Vergleich mit der Ausgrenzung der jüdischen Deutschen im dritten Reich liegt nahe, auch dort sah man die Juden nicht als Deutsche, sondern als fremdes Element, welches letzlich eben kein Recht hat, sich im Land aufzuhalten. Dies ist aber eine klare Geschichtsfälschung.
Schaut man sich die historischen Dokumente an, so wird schnell ersichtlich, dass die muslimischen Rohingya historisch belegbar zu Arakan hören. Gemäss einer britischen Karte von 1909 stellten die muslimischen Rohingya zwischen 50 und 70 Prozent der Bevölkerung in ihren Stammlanden in Arakan:
Myanmar macht grosse Fortschritte auf dem Weg zu Freiheit und Demokratie, nicht zuletzt dank Aung San Suu Kyi. Leider scheint dies nicht für alle Menschen des Landes gleichermassen zu gelten, im Gegenteil. Je mehr Macht die demokratische Mehrheit bekommt, desto härter wird das Los für die Minderheit der Rohingya. Ihnen bleibt oft nur ein Ausweg, die Flucht.
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