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Selbstbestimmung im Orient – Fatalismus im Okzident

Der Westen und Libyen

Der Westen und Libyen

Auf Arabisch sagt man Maktub, „es steht geschrieben“. Das Wort ist verwandt mit dem ebenfalls arabischen Begriff Kismet (oder Qismat) und meint, dass die Menschen nur in beschränktem Mass ihre Geschicke an die eigene Hand nehmen können. Dahinter steht die religiöse Vorstellung, dass das Lebensbuch jeden Menschens von Gott vorgezeichnet ist. Im Westen wurde dies sehr oft mit orientalischem Fatalismus gleichgesetzt, um den Menschen des Orients gleichsam jegliche Selbstbestimmung abzusprechen. Die aktuelle Krise in Libyen zeigt jetzt eine komplette Umkehrung dieses Bildes. In Libyen möchte die Bevölkerung die Selbstbestimmung und kämpft dafür. Der mit westlicher Hilfe bis an die Zähne bewaffnete Gaddafi bekämpft seine nach Freiheit strebende Bevölkerung mit den modernsten Waffen, wohingegen die FreiheitskämpferInnen mit primitivsten Waffen ausgerüstet sind.

Abwarten, Maktub, es kommt wie es kommen muss, sagen sich die westlichen Politiker. Wir nehmen unser Schicksal in die eigenen Hände, auch um den Preis des eigenen Lebens, sagen sich die Orientalen.

Der einstige Hoffnungsträger für die islamische Welt, Barack Obama, sagte  am 4.3.2011, als es darum ging militärische Massnahmen gegen das Gaddafi Regime einzuleiten: „Alle Optionen sind offen“. Wirklich alle? Ich befürchte, dass dies auch einschliesst, dass man wieder mit einem „siegreichen“ Gaddafi-Regime Geschäfte machen würde.

Vive la Révolution, mutiges Frankreich

Einzig Frankreich möchte offenbar Fehler korrigieren, die es mit dem Regime des tunesischen Diktators Zine El-Abidine Ben Ali gemacht hat und unterstützt die libysche Revolution. Da hat Sarkozy Mut bewiesen, als einziger westlicher Politiker.

Mutige Schweiz

Obwohl der Schweiz in der jetzigen Krise kaum eine Bedeutung zukommt, muss man doch erwähnen, dass sich die Schweiz schon vor zwei Jahren wagte, dem Diktator die Stirn zu bieten und 2010 ein Einreiseverbot für hochrangige Libyer verhängte. Dies weil Gaddafi zwei Schweizer entführte und diese während zwei Jahren gefangen hielt. Die EU aber sah ihre Interessen in Libyen gefährdet und übte soviel Druck auf die Schweiz aus, bis diese die (Schengen)Visabestimmungen wieder aufhob.

Über David X. Meier

David X. Meier hat einen Master-Abschluss in Sozialanthropologie an der Universität Zürich. Einer seiner besonderem Interesse sind ethnopolitische Ereignisse und Spannungsfelder und die Hoffnung, dass das Bewusstsein um ethnische Fragen dazu beitragen wird, Frieden und Verständigung zu schaffen.

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